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Donnerstag, 22. Dezember 2016

Wer gewann den Ölkrieg von 2016?

Die Preisdürre am Ölmarkt scheint vorüber.

Die Welt geht mit einem Ölpreis von über 50 US Dollar ins neue Jahr und sowohl die OPEC als auch die US Frackingindustrie beanspruchen den Sieg im neuesten Ölkrieg für sich - und beide erwarten, von den höheren Preisen zu profitieren, allerdings kann es nur einen Gewinner geben. Von Tsvetana Paraskova für www.OilPrice.com, 19. Dezember 2016

Der Einbruch der Ölpreise im Jahr 2014 brachte die OPEC aufgrund der sinkenden Umsätze in Schwierigkeiten, während sie gleichzeitig versuchen mussten, ihren begehrten Marktanteil zu halten. Gleichzeitig war die US Frackingindustrie wege der Preisimplosion - als Konsequzenz aus dem Frackingboom und der Produktionsfreigabe durch die OPEC trotz des globalen Überangebots - dazu gezwungen, sich an die niedrigeren Rohölpreise anzupassen, indem sie ihre Investitionen zurückfuhren, sowie Kosten und Produktionsmengen kürzten.

Nach dem gescheiterten Versuch, im April in Doha eine Einigung zu erzielen schaffte es die OPEC im letzten Monat, eine Abmachung zu erzielen, nach der die Produktion ab Januar bei 32,5 Millionen Barrel pro Tag gedeckelt wird. Sie schafften es sogar, elf Produzenten, die nicht der OPEC angehören - darunter Russland - in die Angebotsreduktion einzubeziehen, was weitere 558.000 Barrel ausmacht, um die Rohölpreise zu stabilisieren.

Die Umsätze von Saudi Arabien - dem größten OPEC Produzentn und de facto Anführer - sanken in den letzten beiden Jahren bis zu einem Punkt, der zu Budgetdefiziten führte, etwas, das bis vor drei Jahren undenkbar war. Nach Rekordüberschüssen von 11,5 Prozent, 12 Prozent und 5,8 Prozent in den Jahren 2011 bis 2013 verbuchte Saudi Arabien danach Defizite, die erst bei 3,4 Prozent 2014 lagen und im letzten Jahr bei enormen 15,9 Prozent, wie Zahlen des Internationalen Währungsfonds zeigen. Das diesjährige Defizit wird mit 13 Prozent erwartet. Die Saudis strichen daher Projekte in Millardenhöhe und Sozialleistungen für öffentliche Angestellte und hoben die Benzinpreise an.

Nun könnte die OPEC/Nicht-OPEC Abmachung zur globalen Produktionskürzung - falls sich die Produzenten an die zugesagten Kürzungen halten - den Saudis eine Frist für ihre stark ölabhängige Volkswirtschaft geben.

Trotzdem glauben sie noch immer, dass sie den von 2014 bis 2016 dauernden Ölkrieg gegen die US Frackingindustrie gewannen. Laut saudischen Offiziellen, die vom Wall Street Journal zitiert wurden, war der Hieb gegen die Frackingindustrie für Saudi Arabien und die OPEC es wert, so viel Öl wie möglich in den Markt zu pumpen.

Die US Frackingindustrie auf der anderen Seite musste in den letzten eineinhalb Jahren durch eine harte Phase gehen mit Entlassungen, Investitionsstopps und Produktionsrückgängen.

Laut dem Bankrottmonitor von Haynes und Boone's Oil Patch haben seit Anfang 2015 insgesamt 105 nordamerikanische Öl- und Gasproduzenten die Insolvenz beantragt. Die US Produktion an Rohöl betrug im April 2015 9,627 Millionen Barrel am Tag und fiel bis September diesen Jahres auf 8,58 Millionen Barrel, wie Zahlen des US Energieministeriums EIA zeigen.

In seinem letzten Prognosebericht hat das EIA jedoch gesagt, dass die "Ölproduktion insbesondere in den Vereinigten Staaten im gegenwärtigen Ölpreisumfeld robuster reagierte als erwartet, was man an den sich verbessernden finanziellen Rahmenbedingungen der Ölfirmen erkennen kann".

Die US Poduzenten haben sich an die niedrigen Preise angepasst und sind inzwischen "trickreicher und schlanker" geworden und vorsichtig bei der Auswahl ihrer Investitionen. Gleichzeitig profiziert die Industrie auch bereits von den höheren Ölpreisen, welche mit der OPEC Abmachung einhergehen.

Der Chef von Pioneer Natural Resources Co Scott Sheffield wird vom Wall Street Journali zitiert mit:

"Die USA werden in den kommenden zwei Jahren sicherlich gewinnen, da die OPEC ihren Ausstoss kürzt und die US Frackingindustrie loslegt."

Der US Marktanteil wuchs seit der Verkündung der OPEC Abmachung am 30. November stetig, was zeigt, dass die Produzenten ihren Ausstoss wieder hochfahren.

Hinzu kommt für die OPEC der Faktor von Cushing in Oklahoma, der ihnen den Sieg im Ölkrieg erschwert. In der Woche bis zum 2. Dezember wurden die strategischen Reserven in Cushing auf 4,01 Millionen Barrel und damit ihr höchstes Niveau seit 2008 gebracht.

Der steigende Vorratspegel im größten Verteilzentrum der USA ist vor allem das Ergebnis saisonaler Faktoren, wie etwa, dass die Raffinerien am Ende des Jahres Rohöl bunkern, um ihre Steuerlast zu drücken. Allerdings sind die vollen Tanks in Cushing auch das Ergebnis von Händlern und Raffinerien, die in Antizipation eines Preisanstiegs aufgrund der Ansage der OPEC ihre Vorräte aufstocken.

Die OPEC und insbesondere Saudi Arabien wollen ihre Lieferungen in die USA reduzieren und das wird man irgendwann in Cushing bemerken, "allerdings noch lange nicht", wie John Kilduff, ein Partner des in New York ansässigen Again Capital LLC Fonds, der sich auf Energie konzentriert letzte Woche Bloomberg mitteilte.

Da der 1. Januar - dem Tag, an dem von der OPEC die Produktionskürzung erwartet wird - nicht weit weg liegt wird der Ölkrieg auf ein neues Schlachtfeld ziehen. In etwa sechs Monaten von heute wird sich klarer zeigen, wer die kommende Runde im Ölkrieg gewinnt, momentan aber sieht es ganz danach aus, als hätte die US Frackingindustrie die Nase vorn.






Im Original: Who Won The 2016 Oil War?
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